Klaus Kowa. Ein Oberhausener, der die Geschichte der Stadt prägte.
Herr Kowa, wir haben uns vor etwa fünf Jahren kennengelernt, als Sie uns mit der Verwaltung Ihrer Liegenschaften beauftragt haben. Ihr Name war mir bereits als Großgrundbesitzer und Inhaber verschiedener Gewerbezweige wie Baumaschinen, Abbruch und Bauunternehmen bekannt. Mich begeistern Menschen, die ein Lebenswerk geschaffen haben und sich im Alter nicht mit Langeweile plagen, sondern sich in verschiedenen Bereichen engagieren. Es war die Neugierde, Sie näher kennenzulernen, die mich zu diesem Gespräch bewogen hat.
Erzählen Sie mir bitte etwas über Ihre Herkunft und Ihre Familie?
Ich wurde 1939 in Ostpreußen geboren. Wir lebten dort bis 1944, kurz vor Kriegsende. Mein Vater war im Krieg, er hatte in Ostpreußen eine Ausbildung in der Stadtverwaltung gemacht und ging später zur Polizei. Meine Mutter stammte ursprünglich aus Köln, lebte aber in Danzig, da mein Großvater kriegsbedingt in der Waggonfabrik in Köln arbeitete und dann nach Danzig versetzt wurde. Ich habe zwei ältere Geschwister. Während des Krieges, als die Situation immer gefährlicher wurde, floh meine Mutter mit uns Kindern nach Niederbayern, während mein Vater erst später nach Kriegsende nach Bayern kam.
Haben Sie noch Erinnerungen an die Kriegszeit?
Ja, ich kann mich an die Flucht erinnern. Es war eine schwere Zeit für meine Mutter, die uns allein durchbringen musste. Ich war damals noch sehr klein, aber meine älteren Geschwister waren acht und zehn Jahre alt. Eine meiner Schwestern ist inzwischen verstorben, die andere wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Nach dem Krieg konnte mein Vater in Bayern keine Arbeit finden. Zwei seiner Brüder lebten in Oberhausen und rieten ihm, dorthin zu kommen, da dort niemand fragte, wo man herkam, und man leicht Arbeit fand. 1954, als ich 15 war, zogen wir nach Oberhausen. Zunächst lebten wir in einem Bunker auf der Hermann-Albertz-Straße, weil unsere Wohnung noch nicht fertig war.
Welchen Beruf haben Sie erlernt?
Ich habe eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Mein Vater wollte, dass ich entweder beim Finanzamt, der Sparkasse oder im Bergbau arbeite, und so landete ich in der Verwaltung der Zeche Concordia in Oberhausen. Es war eine gute Zeit, und ich war der beste Lehrling in Nordrhein-Westfalen, was mich sehr stolz gemacht hat.
Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Immobilie gekauft haben?
Ich war 28 Jahre alt. Eigentlich wollte ich Steuerberater werden, aber durch meine Schwester, die in einer Immobilienfirma in Düsseldorf arbeitete, bekam ich Kontakt zu einem Mann, dessen Vater Leiter der Ruhrfestspiele war. So kam ich in die Baumaschinenbranche und konnte ein gutes Einkommen erzielen. Ich nahm die Chance wahr, als ein Auftrag für eine Baumaschine hereinkam, den mein Chef ablehnte. Ich kaufte die Maschine selbst, was mich viel Mut kostete, aber es war der Start in meine eigene Geschäftskarriere. Mit der Zeit kaufte ich mein erstes Grundstück und baute es kontinuierlich aus.
Haben Sie eine emotionale Bindung zu Ihren Immobilien oder sind diese Entscheidungen rein geschäftlich?
Mein Hauptziel ist es, den Gewinn zu optimieren. Immobilien sind für mich in erster Linie eine Investition. Natürlich freue ich mich über Erfolge, aber am Ende ist es eine kaufmännische Entscheidung.
Erzählen Sie von Ihrem beruflichen Werdegang.
Meine erste Immobilie war ein Lagerplatz auf der Brücktorstraße. Heute steht dort das Arbeitsamt. Ich habe aber immer versucht, einen weiteren, für meine Baumaschinen geeigneten Platz zu bekommen, und habe erfahren, dass die Stadt Oberhausen gerade auf der Feldstraße in Buschhausen das erste Industriegebiet baute. Da wollte ich auch einen Lagerplatz für meine Baumaschinen, aber die Stadt sagte, das käme nicht infrage, da in ihrem Gewerbegebiet nur „sauberes Gewerbe“ zugelassen wurde.
Wie ging es dann weiter?
Dann wurde die Zeche Concordia abgerissen und ich konnte einen Lagerplatz von 2.000 m² kaufen. Die Zufahrtsstraße war damals noch nicht ausgebaut. Ich habe das Ganze bei der Sparda-Bank finanziert. Später fusionierte die Sparda-Bank mit der Volksbank, und bis heute ist die Volksbank die Bank meines Vertrauens. Da bin ich heute noch in der Vertreterversammlung.
Was haben Sie mit dem Lagerplatz gemacht?
Das war mein Wunschgrundstück, aber es war nicht erschlossen – kein Wasser, kein Strom, kein Zaun, nichts. Wir haben jeden Tag, auch samstags, gearbeitet. Zuerst haben wir vorne eine Garage gebaut, das Grundstück erschlossen und den Platz kontinuierlich ausgebaut – ein Platz für LKWs, eine kleine Werkstatt und eine Halle für Baumaschinen.
Wie entwickelte sich das Geschäft weiter?
Dann habe ich das Grundstück geteilt. Der hintere Teil wurde die erste Firma, die Kowa GmbH & Co. KG, die sich auf die Vermietung von Baumaschinen spezialisierte. Vorne habe ich ein Haus mit zwei Wohnungen gebaut, und im Erdgeschoss eröffnete ich ein Grillrestaurant. Das war eine Goldgrube! Das Möbelgeschäft Rück hatte eine Halle in der Nähe, und deren Kunden sowie Mitarbeiter frühstückten jeden Morgen bei uns – wir haben bereits um 5:00 Uhr geöffnet. Meine Schwester führte das Geschäft, und wir machten gute Gewinne.1991 wurde ein Hotel mit 32 Betten gebaut.
Wie verlief das Geschäft mit den Baumaschinen?
Der Kauf der Spezialmaschine hat unser Unternehmen enorm vorangebracht. Nachdem wir die Maschine für 1 Million DM aus Japan erworben hatten, konnten wir Aufträge annehmen, die wir zuvor nie erhalten hätten. Sie war die sechste Maschine dieser Art in Deutschland und ermöglichte es uns, den Rückbau von großen Hallen bis einer Höhe von 25 Meter effizient und umweltfreundlich durchzuführen. Mit ihrer Greiffunktion konnten wir Etage für Etage den Abbruch von oben nach unten vornehmen, was besonders im Hinblick auf den Umweltschutz ein großer Fortschritt war. Dank öffentlicher Fördermittel und der Unterstützung der Stadtsparkasse Oberhausen konnten wir die Maschine finanzieren. Unsere Auftragsbücher waren danach voll, und der nächste Schritt war die Einrichtung einer eigenen Recyclinganlage.
Inzwischen schreiben wir bis zu 800 Angebote pro Jahr. Schon damals wurde ich von meiner langjährigen Sekretärin, Frau Weingärtner, unterstützt, die über 35 Jahre im Betrieb tätig war. Ihre Unterstützung war von unschätzbarem Wert und hat maßgeblich zum reibungslosen Ablauf unserer administrativen Prozesse beigetragen.
Wie haben Sie das 14.000 m³ großes Grundstück in Duisburg-Meiderich erworben und welche Herausforderungen mussten Sie dabei bewältigen?
Mithilfe eines Anwalts, der auf Umweltangelegenheiten spezialisiert war, haben wir ein Grundstück in Duisburg-Meiderich gefunden, das der Bundesbahn gehörte. Das Grundstück war unerschlossen, und wir haben es zunächst gepachtet, um Wasser- und Stromanschlüsse zu legen. Schnell wuchsen die Recyclingberge, und ich entschloss mich, das Grundstück zu kaufen. Was ich nicht wusste, war, dass die Bundesbahn verpflichtet war, den Verkauf des Grundstücks in der Zeitung auszuschreiben. Leider konnte mein Gebot von 400.000 € nicht gegen ein höheres Gebot von 1 Million € bestehen.
Mein Anwalt wies jedoch darauf hin, dass dieser hohe Preis nur erzielt wurde, weil es sich nicht nur um ein Grundstück, sondern um ein voll erschlossenes Grundstück mit einer Recyclinganlage handelte. Das verschaffte mir das Recht auf eine Entschädigung oder eine Einigung mit der Bundesbahn. Letztlich konnten wir uns preislich einigen, und ich wurde der Besitzer des Grundstücks.
Ich engagierte sofort einen Architekten, der ein Bürogebäude auf dem Gelände errichtete. Für die Genehmigung war nicht die Stadt Duisburg, sondern die Bundesbahn zuständig, da es in Deutschland drei Institutionen mit Hoheitsrechten gibt, darunter die Bundesbahn. Kurz danach stand das Bürogebäude, und der Standort erwies sich als unschlagbar. So konnte ich jedes Angebot überbieten.
Gab es weitere Meilensteine?
Ja, als die erste amerikanische Baumaschine, der Caterpillar, in Deutschland auf den Markt kam, wollte jeder so eine Maschine haben. Da war ich dabei. Mein erster Kunde in Oberhausen war die Ford-Werkstatt Gerstmann. Die Inhabersöhne waren in meinem Alter, und wir verstanden uns gut. So bekam ich meinen ersten Auftrag für Erdarbeiten, und es folgten viele weitere Aufträge.
Wie haben Sie Ihre Gewinne weiter investiert?
Mit den Einnahmen aus den Baumaschinen, dem Grillrestaurant und einer kleinen Versicherungsagentur begann ich, Häuser zu bauen. Dabei waren zwei Geschäftspartner sehr wichtig: Herr Manfred Pollmann, der sich um die Ausstattung der Häuser kümmerte, und Herr Heinz Kern, der Bauunternehmer.
Wir haben gemeinsam viele Häuser gebaut, die wir teils unter uns dreien aufgeteilt und teils verkauft haben. So gelangten dutzende Wohnungen in meinen Besitz. Einige davon habe ich inzwischen mit Ihrer Unterstützung verkauft, aber ein Teil der Wohnungen befindet sich nach wie vor in meinem Besitz.
Wie finanzierten Sie diese Projekte?
Inzwischen hatte ich bei der Volksbank und bei der Stadtsparkasse Oberhausen einen Rahmenkredit. Das gab uns die finanzielle Sicherheit, um flexibel zu handeln. Viele Objekte habe ich mit öffentlichen Mitteln gebaut, da der Zinssatz damals bei nur 0,8 % lag. Allerdings wusste man oft nicht, ob die öffentlichen Mittel genehmigt werden. Durch die finanzielle Unabhängigkeit konnten wir aber schnell und sicher agieren.
Wie viele Stunden arbeiten Sie am Tag?
Früher habe ich täglich 12 Stunden gearbeitet. Früher habe ich viel Zeit auf den Baustellen verbracht, vor allem samstags. Oft bin ich mit meiner Frau zusammengefahren, die mich dabei lotste, da es damals noch keine Navigationssysteme gab. Nach einem langen Tag unterwegs haben wir abends oft zusammen gemütlich in einem Restaurant gegessen. Es war normal für mich, 30 Tage im Monat zu arbeiten. Heute ist mein Alltag etwas entspannter: Ich bin von Montag bis Donnerstag jeden Tag bis mittags im Büro.
Hatten Sie Zeit für Hobbys?
Ja, Segeln ist eine meiner Leidenschaften, besonders in warmen Gewässern. Meine Frau und ich sind auch gerne gereist, insbesondere nach Gran Canaria.
Engagieren Sie sich auch sozial?
Ja, bei meinen runden Geburtstagen bitte ich meine Gäste, anstelle von Geschenken Geld zu spenden. Das Geld stocke ich auf und spende es dann an wohltätige Organisationen, zum Beispiel für Kinder mit Behinderungen.
Wenn Sie jetzt vor Gott stehen und drei Wünsche äußern könnten, was wären diese?
Gesundheit für mich und die Menschen, die mir wichtig sind. Die politische Lage auf der Welt beunruhigt mich, besonders die Entwicklungen in Russland, China und den USA. Ich wünsche mir Frieden und Stabilität.
Her Kowa, Sie sind heute 85 Jahre alt. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren noch weniger arbeiten werde, vielleicht nur noch drei Tage die Woche.
Ein beeindruckender Werdegang! Vielen Dank für das Gespräch.